Autor: Redaktion (Seite 1 von 1)

Ausgabe 192/193: Entfremdete Intelligenzen

Ein Auszug aus dem Editorial von Elisabeth von Haebler:

Prometheus, der mit dem Feuer spielt, der Zauberlehrling, der mit dem Besen tanzt, die Physiker, die sich im Irrenhaus hinter ihrem Wissen verstecken, 1984 das undurchsichtige Überwachungsmodell von Orwell, vieles wird vergleichsweise herbeizitiert, um KI zu fassen und die Gefahr zu bannen, die von ihr ausgehen könnte. Die Dystopie aus Kafkas Prozess scheint ein solches System zu beschreiben, wie es KI „erschafft“: Ein gigantisches System, in dem weder Angeklagter noch Richter verstehen wie das System funktioniert, noch warum sie tun, was sie tun. Heute in der Zeitung eine Headline „Neues aus dem Seelengenerator“. In Hollywood bestreiken die Schauspieler die Games-Studios. Was bleibt von Darstellern, wenn sie sich digitalisieren lassen? Grundsatzfragen, die für die Redaktion Anlass genug sind sich mit Entfremdeten Intelligenzen zu befassen. Es geht uns nicht um ein Urteil, Fluch oder Segen, sondern um mehr: Das Denken nimmt uns keiner ab, wir suchen nach Schnittstellen, wir beobachten das Verhältnis von Sprache zu Bildern und wir nutzen KI, wir arbeiten zusammen, um das Fremde vertraut zu machen, lassen uns inspirieren und nicht reduzieren auf das Lektorieren von KI-Texten, die syntaktisch überzeugen, aber nicht immer sinnvoll sind.

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Ebenfalls als Download stehen das Inhaltsverzeichnis der Ausgabe und das Cover bereit.

Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-8-5) oder kann bei uns bestellt werden.

Unüberspürbar. Inbetweener Space

Die Poesie von Jane van Raudi geht in Räume, die wie die Bilder von Marie Stiehler heute und jetzt dazwischen liegen – in einem neuen Ton, bei dem die Neuronen in friedlicher Hitze implodieren:

Auf Zehenspitzen um die Manie herum. Lieblich, kostbar, präsent bleibt die Angst um den Puls; am Rande des Fiebers. Willensstark süchtig nach energetischer Lebensfreude lasse ich beide Hände in die Erde sinken und grabe in den Wurzeln. Innerhalb von Stunden liegen die Sedimentschichten meiner Persönlichkeit brach und ich komme nicht umhin. Ein Teil von mir will in jede Zitrone beißen, um zu wissen, was ein ums andere Mal passiert, wenn alles, alles unglaublich geil sauer ist. Gänsehaut des Wahnsinns super sour on ice deluxe. 

Ein Bestandteil von mir weiß wiederum um das Unüberspürbare unter der Fassade, lässt sie sorgsam bröckeln und zwingt mich zur Rücknahme. Wachsam. Wachstum. Langsam. Ein Zustand im Zwischenraum – das Seltsamste, das Anstrengendste, das Wichtigste. 

Unüberspürbar. Inbetweener Space von Jane van Raudi mit Zeichnungen und Grafiken von Marie Stiehler. Das Buch wurde gestaltet von Anne-Lene Proff vom Kollektiv Scrollan. Es ist für 18 Euro im Buchhandel mit der ISBN 978-3-9822591-7-8 erhältlich oder kann direkt über unsere Mailadresse edition at aesthetikundkommunikation.de bestellt werden.

Ausgabe 190/191: Spalte und herrsche?

Ein Auszug aus dem Editorial von Ilse Bindseil und Elisabeth von Haebler:

»Spalte und herrsche«: Das hätten wir uns nicht träumen lassen, dass in diesem Heft so wenig vom Herrschen, sondern fast ausschließlich vom Spalten die Rede sein würde! Die mit einer Direktheit geführten aktuellen Auseinandersetzungen – sei es der Krieg in der Ukraine oder der in Nahost –, die für die in die Enge getriebene Reflexion wie auf den für sie erforderlichen Spielraum gemünzt, ja wie eigens gegen sie erdacht wirkt, machen in der Tat wenig Lust, unter den vorgegebenen Spielregeln anzutreten. Alles Begleitende, auch Vernünftige, ist schon und wird ständig gesagt und was überhaupt noch oder dagegen zu sagen wäre, ist aussortiert, ja auf eine merkwürdige, für die Reflexion unverständliche Weise nicht zugelassen. Hier käme tatsächlich so etwas wie Herrschaft ins Spiel.

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Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-5-4) oder kann bei uns bestellt werden.

Ausgabe 188/189: Gestalten

Ein Auszug aus dem Editorial von Jürgen Schulz, Elisabeth von Haebler, Andreas Galling-Stiehler und Robert C. Müller:

»Seit jeher gestaltet der Mensch seine erfahrbare Umwelt. Diese formenden Eingriffe sind gestalterische Reaktionen auf dynamische Verhältnisse in Gesellschaft, Ökonomie und Kultur, dies gilt für die Entwicklung von Architektur, Design, Mode, Medien etc.« lesen wir in der Selbstbeschreibung der Fakultät Gestaltung der Universität der Künste Berlin. Und so haben wir dieses Heft angekündigt: Räume gestalten, Häuser gestalten, Mode gestalten, Möbel gestalten, Kommunikation gestalten, Konsum gestalten, Konzepte gestalten, Beziehungen gestalten, Waffen gestalten, Gesellschaft gestalten, Grafik gestalten, Bücher gestalten, Plakate gestalten, Partys gestalten, Museen gestalten, Musik gestalten, Mobilität gestalten, Politik gestalten, Nachhaltigkeit gestalten, Unternehmen gestalten, Lehre gestalten, Universität gestalten, Spiele gestalten, Schule gestalten, Welt gestalten, Ende gestalten …

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Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-5-4) oder kann bei uns bestellt werden.

Ausgabe 186/187: Tiefes Erzählen

Ein Auszug aus dem Editorial von Dorothea und Elisabeth von Haebler:

Der Titel »Tiefes Erzählen« bietet Anknüpfungspunkte nicht nur für die zeitgenössische psychoanalytische Theorie und Praxis, sondern auch für Reflexionen und literarische Vergewisserungen, die die jahrzehntelange Arbeit mit Psychoanalyse als Gesellschaftstheorie ins Spiel bringen. Es geht nicht ums Bewahren und Gedenken, sondern um die Aktualität dieser Tradition. Und natürlich geht es um die Verbindung in die Praxis, die durch die Vielfältigkeit der Menschen, die im tiefen Erzählen Hilfe suchen oder damit arbeiten, das Psychoanalytische auch verlassen kann. Diese Ausgabe von Ästhetik & Kommunikation, die in Zusammenarbeit mit der Internationalen Psychoanalytischen Universität (IPU) entstanden ist, enthält exemplarische theoretische oder literarische, erinnernde oder interpretierende Texte. Kulturwissenschaftlerinnen und Kunstschaffende kommen ebenso zu Wort wie Vertreter aus dem Kontext Psychoanalyse und Psychiatrie.

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Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-4-7) oder kann bei uns bestellt werden.

Glossar der Sicherheitsgesellschaft – gegen die Verlockung der Eindeutigkeit

Glossar der Sicherheitsgesellschaft

Früher hat es Glossare und Enzyklopädien gebraucht, um Bescheid zu wissen: was, wie, warum. Im permanenten Krisenmodus (Finanzen, Migration, Klima, Pandemie, Krieg) kehrt es sich um. Wer wohlmeinender Propaganda, pseudoreligiösem Gerede und identitärem Kitsch entgehen oder entgegentreten will, braucht Anderes: Nicht-Bescheid-Wissen, Warum-Verlust, Uneindeutigkeit, Zweckfreiheit oder Zweckbefreiung wären noch erwähnenswert. Von A bis Z werden die Begriffe zu missverständlichen Worten und Bildern. Mehr Sicherheit ist nicht zu haben.

Aufgeschrieben von Jürgen Werner Schulz und collagiert von Andreas Galling Stiehler.

108 Seiten, gebunden, 22 € (D), ISBN 978-3-9822591-2-3.

Der Glossar der Sicherheitsgesellschaft ist die erste Buchveröffentlichung der edition ästhetik & kommunikation. Er ist im Buchhandel erhältlich oder kann über die Mailadresse edition at aesthetikundkommunikation.de direkt bei uns bestellt werden.

Ausgabe 184/185: War on Issues

Ein Auszug aus dem Editorial von Andreas Galling-Stiehler, Elisabeth von Haebler, Jürgen Schulz und Ilja Wehrenfennig:

»Wir befinden uns im Krieg, einem Gesundheitskrieg. Wir kämpfen weder gegen eine andere Armee noch eine andere Nation, aber der Feind ist da: unsichtbar und schwer fassbar. (…) Wir führen Krieg« – die Kriegserklärung eines französischen Präsidenten gegenüber einem Virus wirft Fragen auf. Bereits aus immunologischer Sicht argumentiert der Präsident antiquiert. »Von Viren können wir ebenso wenig geheilt werden, wie man uns vom Stirnlappen unseres Gehirns befreien kann: Wir sind unsere eigenen Viren«, erläutert die Biologin Lynn Margulis. Auch wenn die Idee des Kampfes Mensch gegen Virus damit so irrsinnig erscheint wie der Kampf Mensch gegen Mensch sind Kriege wieder angesagt. Die Differenz zwischen Selbst und Nicht-Selbst wird als politische Unterscheidung zwischen Freund und Feind praktiziert.

Avanciert Krieg zu einem Modus politischer Kommunikation? Seine Begriffswelt präsentiert sich harmlos metaphorisch – »Wahlkämpfe mit verhärteten Fronten«, so klingt es dann. US-Präsidenten erklären den »War on Poverty« oder den »War on Drugs«. Wirkmächtiger aber tritt Krieg dort in Erscheinung, wo er Funktionssysteme und Programme unseres Gemeinwesens berührt, die er als spezifischen Modus politischer Kommunikation reformiert. Im »Krieg gegen das Virus« beispielsweise gibt es keine Gegner:innen, die man öffentlich zwingen könnte, und doch geht es dabei um mehr als eine Metapher. Davon zeugen die Stärkung der Exekutive, die Umstellung der Wirtschaftspolitik, tägliche Lageberichte und die Einschwörung der Zivilbevölkerung auf eine moderne Spielart der Heimatfront. Was aber bedeutet es uns, wenn dieser Modus politischer Kommunikation in einer postheroischen Gesellschaft den Verteidigungsfall zum Normallfall macht? Und was geschieht dagegen, wenn die Feindmarkierung gänzlich ausfällt und Issues den Krieg nicht mehr zu begründen vermögen? Wohin mit dem Kriegsfall? Wohin, wenn der vergessene Krieg wieder real wird?

Krieg war immer schon eine ästhetische Herausforderung. Das Spektrum reicht von heroischen, bisweilen kriegsverherrlichenden, über topographisch-analytische Darstellungen bis zu Sujets, die das Grauen des Kriegs für immer vergegenwärtigen. Der ästhetische und kommunikative Zugriff von War on Issues ist ein anderer.

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Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-3-0) oder kann bei uns bestellt werden.

Ausgabe 182/183: Hochstapelei, Betrug und andere Künste

Ein Auszug aus dem Editorial von Elisabeth von Haebler und Friedrich von Borries:

Hochstapler*innen gab es schon immer. Menschen, die vorgetäuscht haben, jemand zu sein, der oder die sie nicht waren, über Fähig- oder Fertigkeiten zu verfügen, die sie nicht beherrschten. Aber was erzählt das Phänomen der »Hochstapelei« über die Gesellschaft, in der er auftaucht? Welche Form von Hochstapelei fördert der Kapitalismus, in dem wir uns andauernd präsentieren, vermarkten, verkaufen müssen – und uns deshalb als schöner, erfolgreicher, bedeutsamer darstellen, als wir sind?

Die Pflicht zur Selbstdarstellung

Der Amerikaner Dale Carnegie bot ab den 1910er Jahren Kurse
in positivem Denken, Rhetorik und Selbstdarstellung an. Er hatte – lange vor Facebook, Instagram, LinkedIn und Co – erkannt, dass im gegenwärtigen Kapitalismus alle Menschen zu Selbstdarstellern und Selbstverkäufern werden. Boris Groys spricht deshalb davon, dass wir alle eine »Pflicht zum Selbstdesign« hätten. In einer Gesellschaft, die alles vermarktet, müssen wir uns beständig weiterentwickeln, optimieren und die Ergebnisse dieses Selbstverbesserungsprozesses nach außen darstellen.

Von der Selbstdarstellung zum Betrug

Nun ist Selbstdesign, Selbstdarstellung und Selbstverkauf noch keine
Hochstapelei. Denn erstens ist Hochstapelei Betrug. Das, was verkauft wird, entspricht nicht dem, was dargestellt wird: das Kunstwerk wurde nicht von der berühmten Künstlerin gemalt, die als Urheberin ausgegeben ist; die Ärztin hat nicht Medizin studiert; die ausgezahlte Dividende stammt nicht aus dem versprochenen Gewinn des Unternehmens, sondern aus den Einlagen anderer Anleger*innen. Diese Form von Betrug ist in vielen Fällen strafbar, in vielen auch nicht. Jede*r kennt die Mogelpackung, die einen größeren Inhalt vorgibt, als sich tatsächlich darin befindet. Aber erlaubt sind 30% (heiße) Luft, erst danach beginnt der Betrug. Es kommt, so scheinte es, auf den Grad der Abweichung an. Ein leicht frisierter Lebenslauf und die Verwendung von Instagram-Filtern kommen in den besten Familien vor – man darf es halt nicht übertreiben. Doch die Grenzen zwischen geschönter Selbstdarstellung und echter Hochstapelei sind fließend. Nehmen wir zum Beispiel den Immobilien- oder den Aktienmarkt: Natürlich gibt es bei allen Beteiligten die Erwartung, dass ein Investment eine hohe Gewinnsteigerung mit sich bringt, und diese Erwartungshaltung schafft den Nährboden für das Spannungsfeld zwischen (erlaubter) Schönmalerei und (verbotener) Hochstapelei.

Hochstapelei als Kunstform

Mit der Schönmalerei wären wir bei der Kunst angekommen. Kunst ist besonders anfällig für Hochstapelei. Die Welt der Kunst bietet eine toxische Mixtur aus hohen Renditeerwartungen, immer wieder proklamierten immateriellen Werten und Jet-Set-Allüren. Der materielle Wert eines Kunstwerkes hängt nicht von den verwendeten Materialien ab, sondern ist fiktiv, generiert sich aus der Selbstbehauptung der Künstler*in – und der Akzeptanz dieser Selbstbehauptung am Kunstmarkt. Wie also will man in einer Welt, in der nicht der materielle Wert, sondern die Einzigartigkeit der konzeptionellen Idee den Wert bestimmt, zwischen dem »wahren Wert« und der hochgestapelten Behauptung differenzieren?

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Ausgabe 180/181: Werbung

50 Jahre Ästhetik & Kommunikation: Wir bedanken uns bei Fons Hickmann, Olivier Bucher und Philip Jursch vom Atelier M23 für das neue Heft-Layout! Mit neuer Rubrizierung fangen wir neu an, weiterzumachen. Für Nostalgiker gibt es eine Cover-Retrospektive auf unserem Instagram-Account. Ein halbes Jahrhundert Ästhetik & Kommunikation – und dazu Schwerpunkt Werbung? Bricht der Titel nach der langen Zeit nun auseinander – hier das ästhetische Empfinden und kritische Räsonnement der Kunst und da drüben das schmutzige Geschäft mit der Kommunikation?
Als PDF-Download stehen hier schon mal bereit: Das Inhaltsverzeichnis, das Editorial und das Cover. Das Heft ist für 20 € im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-9822591-0-9) oder kann bei uns bestellt werden.